Brüssel, den 1. Dezember 2022: Breeders Trust mit Sitz in Brüssel vertritt die Interessen der wichtigsten westeuropäischen Züchter von Grassaatgut. Breeders Trust hat nach eigenen Angaben in den zurückliegenden Jahren wiederholt festgestellt, dass zertifiziertes Grassaatgut einer der umfangreichsten englischen Weidelgras Sorte Bokser in vielen Fällen nicht sortenecht ist. Bokser wird von einer Partnerschaft polnischer Handelsunternehmen vertrieben. Diese polnischen Produktfälscher lassen nicht sortenechtes Grassaatgut unter dem Namen der international bekannten Sorte Bokser zertifizieren. Mit über 5.700 Hektar im Jahr 2022 war die angemeldete Fläche von Bokser somit die flächenmäßig umfangreichste Sorte von englischem Weidelgras in Polen und gehörte zu den drei größten Sorten ihrer Art in der EU. In ganz Europa ist Bokser Bestandteil von Grassaatgutmischungen, darunter auch von Sportplatz- und Rasenmischungen, die unter anderem auf dem niederländischen und deutscher Markt angeboten werden.
Ende 2015 gab es nun einen ersten Hinweis darauf, dass eine Charge der Sorte Bokser nicht sortenrein ausgeliefert werden würde. Anlässlich dieses Hinweises leitete Breeders Trust eine eigene Untersuchung ein, um zu klären, ob dies einen Vorfall betrifft oder ob es sich dabei um ein strukturelles Problem handeln könnte. Mehrere Chargen der Bokser-Sorte wurden dann vor Ort gekauft und in das Testkaufprogramm des Breeders Trust (Breeders Trust Mystery Shopping Programm) miteinbezogen. Von den 16 stichprobenartig untersuchten und von den polnischen Behörden offiziell zertifizierten Bokser-Chargen stammten also 11 nicht von Bokser. Bis zu 69 % der gekauften Bokser-Chargen erwiesen sich als verfälscht.
Niederländischer und deutscher Markt
Geert Staring, geschäftsführender Direktor von Breeders Trust, kommentierte diesen folgenreichen Umstand so: ‘Diese Chargen verschwinden teilweise auch in Mischungen auf dem niederländischen und deutscher Markt. Die Fälscher bereichern sich auf Kosten gutgläubiger Züchter und Grassaatgutfirmen, indem sie minderwertiges Saatgut unbekannter Herkunft zu einem hohen Preis verkaufen, obwohl sich etwas anderes in den Säcken befindet, als auf dem offiziellen polnischen Etiketten angegeben ist. Zunächst ist es so, dass dadurch Marktverzerrungen entstehen. Darüber hinaus führt dieses Vorgehen in der Folge aber auch zu unlauterem Wettbewerb und käuferseitig zu Enttäuschungen nach der Aussaat‘.
Links eine der untersuchten Chargen, rechts die Vergleichscharge.
Projektleiter Corné van Beers: ‚Unsere Nachkontroll-Ergebnisse haben ergeben, dass es ein gravierendes Problem bei der polnischen Vermehrung bei einer der bedeutendsten englischen Weidelgras-Sorten im Markt für Sportplatz- und Flächenrasen in der EU gibt. Leider müssen wir feststellen, dass die derzeitige offizielle polnische Zertifizierung die Sortenechtheit dieser Sorte nicht garantiert. Aus diesem Grund führen wir derzeit Gespräche mit dem polnischen Saatguthandelsverband, um dieses Problem zur Sprache zu bringen und Überlegungen anzustellen, wie dieses Problem strukturell angegangen werden kann. Wir versuchen auch, die polnische zuständige Kontrollbehörde davon zu überzeugen, die Prüfung im Interesse eines nicht verzerrten EU-Marktes strenger zu handhaben‘.
